Ziele und Aufgaben der Initiative SchatzBewahrer

Das Erhalternetzwerk der SchatzBewahrer entstand 2018 auf Initiative der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Das historische Sorteninventar Bayerns wurde überwiegend aus Genbankbeständen an der LfL gesichtet, für einen möglichen Anbau bewertet und vorvermehrt und dann für einen On-Farm Anbau an Interessierte aus der Ursprungsregion der Sorte (= die SchatzBewahrer) abgegeben. Die Koordination und Kommunikation der SchatzBewahrer lief über die LfL.

Das erste Treffen

Im Juni 2022 gab es dann erstmals ein Treffen bei dem sich viele der SchatzBewahrer und an der Initiative Interessierte zum persönlichen Austausch trafen. Dabei stand vor allem der Erfahrungsschatz im Vordergrund, sind doch auf Eigeninitiative der SchatzBewahrer im Laufe der letzten 5 Jahre zahlreiche regionale Wertschöpfungen mit alten bayerischen Sorten entstanden. Die Verarbeitung der alten Sorten erfordert handwerkliches Wissen und bedient den Wunsch der Verbraucher nach ursprünglichen und regionalen Produkten. Es gilt nun, diese Initiative unabhängig und nachhaltig zu gestalten.

Die bayerische SchatzBewahrer Initiative

Die bayerische SchatzBewahrer Initiative wurde 2018 im Zuge des vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten finanzierten Projekts „Erhaltung bayerischer, landwirtschaftlicher, pflanzengenetischer Ressourcen an der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft“ ins Leben gerufen. Das Ziel war und ist bis heute die nachhaltige Sicherung bayerischer landwirtschaftlicher pflanzengenetischer Ressourcen. Um die Initiative in Gang zu bringen, wurde bei Vorträgen zum Projekt, Saatgutfesten und anderen Veranstaltungen ein erfolgreicher Aufruf gemacht. Landwirte, Heimatmuseen, Ökomodellregionen, Biosphärenregionen und Botanische Gärten erklärten sich bereit eine oder mehrere Sorten aus dem Sortiment bayerischer alter Sorten anzubauen, einige aus „Neugier auf etwas Besonderes“, andere aus Idealismus, um bei der Erhaltung mitzuhelfen, und manche auch, weil sie hofften sich damit eine Marktnische zu sichern. Neben dem Aufruf gab es ein Merkblatt, in der die Ziele der Initiative und die Anforderungen, ein SchatzBewahrer zu werden, beschrieben wurden und eine Liste, in der sich Interessenten eintragen konnten. Zum ersten Mal wurde der Aufruf und die Liste 2018 beim Saatgutfestival in Volkach ausgelegt. Nach der Pflanzsaison 2017/18 wurde mit einer Saatgutverteilung begonnen, da dann das erste Erntegut aus dem Getreide dem Parzellenanbau zur Verfügung stand. Zu Beginn konnten nur ca. 1,5 kg abgegeben werden, was vielen SchatzBewahrern Probleme bei der maschinellen Aussaat und Ernte bereitete. Im Laufe der Jahre konnte die abgegebene Menge auf 10 – 15 kg gesteigert werden. Viele SchatzBewahrer bauten „ihre“ Sorten in den Folgejahren nach und so entstanden im Laufe der Jahre ausreichende Mengen für eine Inwertsetzung bei Bäckereien, Brauereien und Brennereien.

Die SchatzBewahrer bekommen ein Gesicht

Am 23. Juni 2022 fand im Kloster Plankstetten das erste physische Treffen der bayerischen SchatzBewahrer statt. Teilnehmer waren neben Praktikern Akteure der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette vom Landwirt über den Müller und Mälzer hin zum Bäcker und Brauer.

Auch Organisationen wie die Stadtgüter München, Freilicht- und Bauernmuseen, Ökomodellregionen, Erzeugergemeinschaften oder Biosphärenreservate waren dabei und engagieren sich gemeinsam als SchatzBewahrer bei der Erhaltung unserer alten bayerischen land-
wirtschaftlichen Sorten. Bis jetzt fand die Vernetzung und der Informationsaustausch nur telefonisch oder durch E-Mail über die LfL statt. Man kannte sich nicht persönlich und deshalb war es wichtig den SchatzBewahrern ein Gesicht zu geben und zu zeigen, wie viele verschiedene Gesichter dieses bayerische Netzwerk hat.

Das Ziel des Treffens war also, die SchatzBewahrer einmal zusammen zu bringen, um einander zu sehen, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. In dieser Hinsicht war die Veranstaltung ein voller Erfolg! Mit 44 Teilnehmern aus allen bayerischen Regierungsbezirken kamen fast die Hälfte aller SchatzBewahrer in die Mitte Bayerns nach Plankstetten. Einige mussten kurzfristig absagen, sind aber weiterhin mit dabei, wie sie in ihren E-Mails mitteilten! Das Treffen zeigte also, dass die SchatzBewahrer ein lebendes Netzwerk ist, mit Menschen und Gesichtern, mit Engagement und Freude an unserem bayerischen landwirtschaftlichen Erbe.

Es ging aber auch um die Zukunft dieses Netzwerks. Dr. Klaus Fleißner bat deshalb die Teilnehmer, sich auch Gedanken darüber zu machen, wie das Netzwerk in Zukunft nachhaltig außerhalb der LfL und eigenständig fortgeführt werden kann, da mit dem Ende des Projekts
auch die verfügbaren Ressourcen zur Unterstützung des SchatzBewahrer Netzwerks zu Ende gegangen sind. Drei Vorträge gaben den Teilnehmern die nötigen Impulse und Gesprächsstoff. Im ersten Vortrag stellte Rudolf Vögel seinen Verein VERN (Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen) und dessen bundesweite Aktivitäten vor. Dann berichtete Frau Ulla Konradl von der LfL in Ruhstorf über die vorläufigen Ergebnisse zweier Projekte, in denen alte Sorten auf ihre wertgebenden qualitativen Eigenschaften hin untersucht wurden. Im dritten Vortrag von Arno Todt vom Nova Institut ging um eine von der Bundesanstalt für Landwirtschaft in Auftrag gegebene Studie, welche die Erfolgsfaktoren, Chancen und Möglichkeiten bei der Vermarktung alter Sorten untersucht hat.

Beim Mittagessen fand ein lebhafter Austausch unter den Teilnehmern statt, der sich am Nachmittag fortsetzte. Vorschläge über die Zukunft des bayerischen SchatzBewahrer Netzwerk reichten von der Einrichtung einer bayerischen Gruppe des VERN, der Gründung einer Interessengemeinschaft bis zu der Idee, sich unter das Dach eines landwirtschaftlichen Verbandes zu begeben. Zu einer Entscheidung welcher Weg eingeschlagen werden soll, kam es aber nicht und zum Abschluss des Treffens war die übereinstimmende Meinung der Teilnehmer, dass im Januar 2023 ein weiteres SchatzBewahrer Treffen stattfinden soll, um dann im Format eines Workshops den zukünftigen Weg des SchatzBewahrer Netzwerks zu finden. Das Treffen endete mit Kaffee und Kuchen und einige Teilnehmer standen noch lange zusammen und tauschten sich aus.

Mehr zur Erhaltung alter Sorten in Bayern:
https://www.lfl.bayern.de/cms07/publikationen/schriftenreihe/267869/index.php
https://www.lfl.bayern.de/cms07/verschiedenes/ueberuns/220484/index.php

https://www.lfl.bayern.de/ipz/forschung/169703/index.php

https://www.lfl.bayern.de/cms07/verschiedenes/presse/pms/2022/316124/index.php

https://www.lfl.bayern.de/ipz/heilpflanzen/298621/index.php

https://www.kern.bayern.de/wissenschaft/269259/index.php

Foto Versuchsfeld mit Winter- und Sommerweizen

Karte: Orte, in denen die SchatzBewahrer aktiv sind

Anbau und Erhaltung durch Landwirte und Initiativen


Kontakt und weitere Informationen:

Dr. Klaus Fleißner, Mail: klaus.fleissner@lfl.bayern.de

Ulla Konradl, Mail: ulla.konradl@lfl.bayern.de

VERN e.V., Rudolf Vögel, Mail: info@vern.de


Nach oben scrollen