Weizen

1.Grundlage

Mohnblüte im Winterweizen Derenburger Silber. (Foto: Anton Kappel)

Weizen wurde als Kreuzung aus verschiedenen Wildgetreiden erstmals im Gebiet des heutigen Iran vor etwa 8000 Jahren gezüchtet. Heute ist er nach Mais das meistangebaute Getreide der Welt. Weil sein Mehl ein feines weißes Brot ergibt (Name!), galt der Weizen als das wertvollste Getreide überhaupt. Er stellt allerdings höhere Ansprüche an den Boden und wurde daher überwiegend in den fruchtbareren Gebieten in größeren Mengen angebaut. Die Halme erreichen eine Höhe von 0,5 bis 1 Meter. Moderne Hochleistungssorten erreichen Spitzenerträge von über 110 dt/ha. Sie haben in der Regel kompakte Ähren und kurze Halme, was aufgrund der Bodennähe die Gefahr des Pilzbefalls birgt.

Die Weizenarten lassen sich genetisch in diploide, tetraploide und hexaploide Formengruppen einteilen. Neben den heute modern noch kultivierten Arten wie Weichweizen (hexaploid) und dem diploiden Hartweizen existieren noch viele, heute kaum bis gar nicht mehr kultivierte Arten: der hexaploide Dinkel oder Spelz, tetraploide Formen wie Emmer, Rauweizen und Gommer, sowie das diploide Einkorn.

Von der ursprünglichen Farben- und Formenvielfalt ist im heutigen modernen Anbau nicht mehr viel übrig geblieben.

Einkorn, Emmer und Dinkel gehören zu den urtümlichen Spelzweizen deren Ährenspindel leicht zerbricht und deren Körner von Spelzen umgeben sind. Sie müssen nach dem Dreschen noch separat entspelzt werden.  Spelzweizen erreichen geringere Erträge als andere Weizenarten. Andererseits soll der Spelz das Korn auch vor schädlichen Umwelteinflüssen und Krankheitserregern schützen. Bei den Nacktweizen zerbricht die Ährenspindel des reifen Getreides nicht und die Körner lösen sich beim Dreschen leicht aus den Spelzen. Zu dieser Gruppe gehört der in unseren Breitengraden überwiegend angebaute Saatweizen (Triticum aestivum), Ist seine Ähre unbegrannt, spricht man vom Kolbenweizen, begrannte Sorten heißen Grannenweizen. Er wird für Brot und andere Backwaren genutzt und in vielen Sorten kultiviert wird. Der Hartweizen (Triticum durum), so genannt wegen seiner harten Körner, ist besonders kleberreich und dient beispielsweise als Grundlage für Nudeln. Nicht mehr angebaut werden der Rauhweizen (Triticum turgidum), auch englischer Weizen genannt, der Polnische Weizen (Triticum polonicum – Gommer) sowie der Zwergweizen (Triticum compactum), auch Igelweizen genannt.

Bartweizen | Brauner Binkel | Einkorn | Englischer Weizen | Emmer | Gerstenweizen

Glas- oder Hartweizen | Grannenweizen | Pferdedinkel | Polnischer Weizen | Spelz | Wunderweizen

2.Dickkopfweizen

Die Winterweizensorte “Kuwerts Ostpreußischer Dickkopf” mit ihren dicken und kompakten Ähren wurde ihrer Robustheit, Kälteresistenz und Standfestigkeit wegen um 1900 in den Versuchsberichten der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft häufig aufgeführt. Dickkopfweizen –squarehead- wurden im 19.Jh. aus England eingeführt und dominierten in vielen unterschiedlichen Sorten bald den Weizenanbau, verdrängten die noch vorhandenen regionalen Landsorten.

3.Einkorn

Das Einkorn (Triticum monococcum) ist eine der ältesten Getreidearten und Kulturpflanzen überhaupt und teilt seine Vorfahren mit unserem klassischen Weizen. Seinen Namen erhielt er, weil die brüchige Ährenspindel leicht in ihre einzelnen Glieder (Fesen) zerfällt. Diese Fesen enthalten jeweils nur ein Korn. Die Spelzen des Einkorns können eine weiße, gelbe, bräunliche oder auch schwärzliche Farbe haben. In Kultur genommen wurde das Einkorn, so wird vermutet, vor etwa 8.000 Jahren im Gebiet zwischen Euphrat und Tigris, der heutigen südöstlichen Türkei. Als winterhartes Getreide ist er sowohl im Frühjahr als auch im Herbst anzubauen (Wechselweizen). Ausgesät werden etwa 120 Kilo der bespelzten Körner pro Hektar. Auffällig sind die hellgrün leuchtenden Halme im Frühjahr. Die in kleinen Büscheln wachsenden Einkornhalme wirken sehr zart und werden etwa einen Meter hoch. Schwachwüchsig im Frühjahr, bieten die Einkornfelder auf anfälligen Standorten sowohl dem Unkraut als auch Flora und Fauna Platz. Die vergleichsweise langen Halmen führen zu einer hohen Lagerneigung. Das elastisches Stroh wurde früher als Flechtmaterial, z.B. für Bienenkörbe, genutzt. Die Ernte ist um ein Drittel geringer als beim Dinkel; die Erträge liegen bei 15–18 dt/ha, in seltenen Fällen auch bis zu 35 dt. Einkorn besitzt sehr kleine Körner, die noch geschält werden müssen, wobei weitere Verluste durch Kornbruch entstehen. Wegen seines geringen Nährstoffbedarfs und seiner hohen Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen ist es gut für den ökologischen Landbau geeignet.

4.Emmer

Beim Emmer (Triticum dicoccum), auch Zweikorn genannt, finden sich zwei Körner je Fese. Der Emmer wurde im Vorderen Orient seit dem Neolithikum kultiviert. Der bis zu 1,5 Meter hoch werdende Emmer bringt ein Drittel weniger Ernte als der Dinkel. Hinzugerechnet werden müssen die Verluste beim Entspelzen. Wie das Einkorn ist auch der Emmer schwach wüchsig im Frühjahr, was Unkräuter, aber auch Flora und Fauna begünstigt. Dafür ist die Pflanze wenig anfällig gegen Schädlinge und Krankheiten. Die verschiedenen Winter- und Sommersorten sind ähnlich anzubauen wie Dinkel. Aufgrund des langen Strohs neigt der Emmer auch zur Lagerbildung. Die Erträge liegen bei 25 dt (incl. Spelzen) pro Hektar, in Ausnahmefällen auch bei bis zu 40 dt/ha.

5.Dinkel

Der Dinkel (Triticum aestivum subsp. spelta) wird auch Spelt oder Spelz genannt, weil er, wie das Einkorn oder der Emmer, vor der Verarbeitung noch entspelzt werden muss. Seine Halme werden bis zu anderthalb Meter hoch. Es handelt sich um kräftig bewurzelte Pflanzen, die sich durch ihre gute Nährstoffverwertung auszeichnen. Dinkel empfiehlt sich für den biologischen Anbau, da er geringe Nährstoffansprüche stellt, für feuchte wie trockene Standorte geeignet ist und eine große Resistenz gegenüber Pilzerkrankungen zeigt. Die rasche Entwicklung der Jungpflanzen sorgt für eine gute Beschattung des Bodens und Unkrautregulierung. Der Spelz schützt gegen ‘bodenbürtige’ Schädlinge und Krankheiten. Dinkel liefert im allgemeinen weniger Ertrag wie moderne Weizensorten, beim Entspelzen ist noch einmal mit einem Verlust von 1/4 Prozent des Korngewichts zu rechnen.

Die Dinkelspelzen werden in speziellen Mühlen zwischen Mahlsteinen entfernt. Die Spelzen können anschließend als Füllung für Kissen und Matratzen, als Futter- oder Einstreumittel in der Viehhaltung verwendet werden.

Während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Dinkel zumeist vom Weizen mit seinen besseren Erträgen und fehlenden Spelzen verdrängt. Noch immer relativ stark vertreten ist er in Baden-Württemberg, heute auch im Biolandbau.

6.Grundlage

SG = Sommergetreide WG = Wintergetreide

a.) Sommerungen

Bensings FrüherSG; rotbraune, mittelgroße Ähre, Spitze kurz begrannt, Zahn und Schulter der Hüllspelze wenig ausgeprägt; Hüllspelzen borstig behaart; Halm gelb, aufrecht; 1,1-1,5m
Blaukörniger Sommerweizen SG; dunkelkörniger, aber gelbspelziger Sommerweizen, Herkunft vermutlich aus Österreich-Ungarn
Brauner Sommeremmer SG; Sommeremmer, bis 1,5 m hoch, standfest, hellbraunährig, mittelkurz begrannt, sehr raschwüchsig, recht ertragreich und standfest
Derenburger WeißährigerSG; hellgelbe Kolbenähre, leicht grannenspitzig, sehr spät, wenig unkrautunterdrückend; Ähre etwas heterogen, aufrecht; 0,8-1,0m hoch
Galizischer GrannenSG; sehr gleichmäßig, Ähre hellgelb, sperrig abstehend begrannt, Ähre aufrecht bis leicht geneigt; Halm hellgelb, mittelfrüh reifend, unkrautunterdrückend; Grannen auffällig gekrümmt; 1,1m hoch
Gelber IgelSG; sehr kurzhalmiger, steif begrannter kompaktähriger Weizen
Heines HartweizenSG; lockerährig, begrannt, vierzeilig, wenig konkurrenzkräftig; deutlich mehrfach gebogener oberer Halm, mittellange, schwarze Gramnnen; Hüllspelzen locker samtig behaart; 1,0-1,2 m
Lohnauer Sommerspelz SG; sehr frühe Dinkelzuchtform, sehr lockerährig, hellgelbährig, unbegrannt, hochwüchsig (1,4m), ertragsschwach und schwer entspelzbar
Polnischer Weizen SG; auch Gommer, aus dem Mittelmeerraum stammende Weizenform mit übergrossen Hüllspelzen, sehr großkörnig, lockerwüchsig und ertragsschwach
Russischer Banater GrannenSG; hellbraun-hellgelbe Ähre, langährig, hellgelber Halm; Ähre aufrecht bis geneigt, sperrig begrannt; 1,1-1,4m hoch; sehr unkrautunterdrückend, etwas heterogen: vereinzelt unbegrannt, 2/3 hellgelbe Ähren, 1/3 hellbraune
Strubes Roter Schlanstedter SG; ertragreiche Sommerweizenzuchtsorte, bis um 1960 in Nordostdeutschland noch angebaut, sperrig begrannte rote Ähre, rotbraunes Stroh, hoher Eiweißgehalt
Tiroler Begrannter BinkelweizenSG; kurzwüchsiger Binkelweizen, Landsorte

b.) Winterungen

Alter Pommerscher DickkopfWG; Halm goldgelb, nach oben heller, relativ schmale, deutlich rotbraune Knoten, etwas eingeschnürt. Ähre hellgelb bis goldgelb, glattspelzig mit mehr/weniger ausgeprägter Spitzengranne, Ähre leicht hängend (nickend). Versch. Typen
Alter Deutscher Unbegrannt Rot WG; älterer Winterweizen, aus Bestand der Genbank Gatersleben, stark variierend, im Feldbestand sehr robust bei gutem Ertrag und guten Qualitätseigenschaften
Banater Winterweizen WG; hochwüchsig (1,6m), rotbraunährig, borstig bespelzt, ertragreich bei sehr hohem Eiweißgehalt, frosthart und spätsaatverträglich
Blauer Samtiger WG; alte, sehr hartspelzige Dinkelform, dunkelährig, begrannt und samtig behaart
Blauroter Samtiger BinkelWG; kurze, sehr kompakte Ähre mit dicht behaarten Hüllspelzen; reife Ähren schwarzbraun, sehr hoch sitzendes Fahnenblatt; Ähre a.d. Spitze mit kurzen, gekrümmten Grannen, sonst zugespitzte Hüllspelzen; standfest; 1,1-1,3 m
Brauner behaarter Wintergrannendinkel aus Nördlingen WG; langährig, rel. gut besetzt, gelblich, mittellang begrannt, goldgelber Halm, geneigt
Brauner LeipzigerWG; Ähre rotbraun, sperrig mittellang begrannt, geneigt
Carstens VIWG
Heines RauweizenWG; große, dicht und lang begrannte Ähre, Spelzen samtig behaart, fahlgelbbraun
Janetzkis Begrannter DickkopfWG; Ähre begrannt, unbehaart, weiß, dicht, Dickkopfform; rotkörnig, Ähre und Blatt stark bereift
KadolzerWG; frühreif, großes Korn, trocken- und rostfest, sehr gut bestockend, mittellang
Kostromer (Pulavkaweizen) WG; weisskörniger, unbegrannter Kolbenweizen, Ähre hellgelb, lang, sich nach oben verjüngend, Stroh dünn, Frucht weißgelb, Korn feinschalig
Kujawischer WeizenWG; alte Landsorte, leicht lagernd, gute Qualität
Kurzer DickkopfWG; hellgelbährig, mittelgroße Ähre,dicht, a.d. Spitze kurzbegrannt, leicht geneigt
Kuwerts Ostpreussischer Dickkopf WG; An nordostdeutsche Klimaverhältnisse angepasster Dickkopfweizen, Hochzuchtsorte der DLG um 1900, dichte, unbegrannte Ähre mit feinbehaarten Spelzen, starrer sehr fester Halm, spätsaatverträglich
Lüneburger brauner LandweizenWG; kurze, sehr kompakte Ähre mit dicht behaarten Hüllspelzen; reife Ähren schwarzbraun, sehr hoch sitzendes Fahnenblatt; Ähre a.d. Spitze mit kurzen, gekrümmten Grannen, sonst zugespitzte Hüllspelzen; standfest; 1,1-1,3 m
Märkischer LandweizenWG; spätreif, sehr heterogenes Bild, langhalmig, braunährig, 1,6-1,4m hoch, 4 Halmknoten, Einschnürung unter dem obersten Knoten 2-3mm lang, braunschwarz verfärbt
Ostpreußischer Eppweizen WG; mittellang, anspruchslos, gelbweisses Korn,winterfest, gut backfähig, für mäßige Böden u. mäßige Düngung
Rivetts Grannen (syn. Rivett´s Bearded) WG; Rauhweizen, auch englischer Weizen, Herkunft ursprünglich aus England; bis um 1925 in Mitteldeutschland als sehr spätsaatverträgliche und frostharte Sorte verbreitet. Lang begrannt, formschön und bis 1,7 m hochwüchsig; hoher Eiweissgehalt ohne Gluten
Roter Grannenspelz WG, alte Dinkelkulturform ohne Weizeneinkreuzung, lang lockerährig begrannt, grasartig erscheinend, bedingt standfest, ertragreich
Roter Sächsischer LandweizenWG; unbegrannt, rotbraun; auf guten Böden lageranfällig
Rottweiler FrühkornWG; hell rotbraune Ähre, sehr lang und locker, glatte Spelze, glänzend, Ähre spitz zulaufend, mittellange Spitzengranne, schwach borstige Hüllspelze, Ähre gebogen-geneigt; Halm hellgelb, 1,2-1,4m, standfest
Schwarzer behaarter Winteremmer WG; sehr hochwüchsiger Emmer (1,8m), gelbhalmig mit schwarzer, begrannter Ähre, robust und standfest
Schwarzer Behaarter WintergrannendinkelWG; Dinkel; langährig, locker, begrannt
Tiroler Roter DinkelWG; Ähre und Stroh kräftiger als bei anderen Formen, Ährchen und Kerne ziemlich lang, letztere dickschalig; Ährenspindel sehr spröde
Vögelers Weisser Dinkel WG; frühe lockere und hellgelbährige Spelzform, sehr hochwüchsig, dabei meist standfest

Historische Abbildungen

Anbauhinweise

Hinweise zum Backen

Literatur

Links

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