Roggen

1.Grundlage

Roggen (Secale cereale L.)

Roggen war lange die wichtigste Brotfrucht in Deutschland. Im 20. Jahrhundert wurde er durch den im Anbau anspruchsvolleren Weizen abgelöst. Roggen ist nicht nur Brot- und Futtergetreide, er findet Verwendung in der Branntweinherstellung sowie als Winterzwischenfrucht und im Gemengeanbau. Als seine Heimat gilt Vorderasien, erstmalig ist er wohl als Unkraut in Weizen aufgetreten. Vor allem auf den ärmeren Böden und weit nach Nordeuropa dehnte sich der Anbau aus. Der züchterisch intensiv bearbeitete  sog. Petkuser Roggen hat im Verlauf des 20. Jh. die früher noch regional vorhandenen Landsorten, aber auch genetisch andere Herkünfte verdrängt.

Weltweit dominierend daher die von dem ursprünglichen Petkuser Roggen abgeleiteten Sorten. Zur Sicherung des Genpools auch als Züchtungsressource sind frühere Zuchtformen bedeutsam.

Anders als Weizen enthält Roggen keinen Kleber, sondern Schleimstoffe, sog. Pentosane, die aufquellen und zusammen mit der Stärke die Konsistenz des Roggenteigs bestimmen.

Es existieren Sommer- und Winterformen, neben den heute diploiden Sorten gab es auch tetraploide Formen. Aktuell verdrängen die ertragreicheren Hybridroggensorten die ertragschwächeren, aber nachbaufähigen Populationssorten.

Während des gesamten 19. Jahrhunderts war der Roggen das Hauptnahrungsmittel der Bevölkerung. Er wurde zu schweren, dunklen Brotsorten wie dem westfälischen Pumpernickel verarbeitet. Mit seiner schnellen Jugendentwicklung, bei einigen Sorten der Ausbildung von Seitentrieben und seinem guten Aneignungsvermögen für Nährstoffe hatte der Roggen die positive Eigenschaft, den Unkrautwuchs zu unterdrücken, was ihn zu einem wichtigen Faktor in der landwirtschaftlichen Ökologie machte. Zum Teil wurde er auch zu Johanni, d.h. zum 24. Juni gemäht und als Grünfutter verfüttert. Er ergab zudem viel Stroh, das einen Hauptbestandteil des Winterfutters des Rindviehs und der Schafe darstellte. Die verwendeten Roggensorten waren außerordentlich resistent gegenüber Krankheitserregern, wie die Felder im Münsterland, auf denen der so genannte “ewige Roggen” bis zu 200 Jahre [!] hintereinander angebaut wurde, beweisen. Heute geht der Anteil des Roggens zugunsten des Weizenanbaus immer stärker zurück.

2.Champagnerroggen

Ursprünglich aus Frankreich im frühen 19. Jahrhundert eingeführt, entwickelte sich der Champagnerroggen bald zu einer der verbreitetsten Winterroggensorten Deutschlands. Der Züchter Adolf Jäger aus Könkendorf etablierte den Anbau des nach ihm benannten “Jägers Norddeutschen Champagnerroggens” schon vor 1900. Ihre imposante Größe – der Halm wird bis zu zwei Meter hoch – wurde der Sorte jedoch immer mehr zum Verhängnis. Kurzhalmroggen, erst nur mittels Züchtung und bald auch dank Cycocelspritzung, waren angesagt. Für einige Jahrzehnte verschwand der Champagnerroggen im Kühllager der Genbank Gatersleben. Erst vor ab 1995 wurden Restbestände nach Greiffenberg und Criewen, schließlich auch auf die Betriebsflächen einiger Uckermärker Landwirte gebracht.

3.Sortenübersicht

SG = Sommergetreide WG = Wintergetreide

Mecklenbuger Marienroggen, syn. Brandts MarienroggenWG, winterfest, mittelspät, weniger hoch als Champagnerroggen; kürzeres, mittellanges und recht lagerfestes Stroh, mittellange, dichte etwas fischförmige Ähre, mit langen, bräunlichen Grannen, graugrünes Korn; syn. zu Mecklenburger Marienroggen
Karlshulder Sommerroggen SG, Zuchtsorte aus dem ehemaligen Moorversuchsgut Karlshuld b. München, besondere Anpassung an frostgefährdete Moorböden, kurzstrohig, ertragsschwach
Norddeutscher Champagnerroggen WG, Um 1900 weitverbreitete frühe Zuchtsorte (Ursprungsherkunft aus Frankreich), Züchter  Jäger, Neukönkendorf/M., bis 2 m hoch, angepaßt für ärmere Sandböden, gut backtauglich und sehr auswuchsfest
Petkuser Kurzstroh WG, Petkuser Winterroggenzüchtung, bis in die 70er Jahre im Anbau, etwas kurzhalmiger, standfest und sehr ertragreich auf besseren Böden, zur Blüte graupurpurfarben
Predborske WG, tschechische Landsorte, langstrohig, rotbrauner Halm; sehr standfest und robust

Anbauhinweise

Hinweise zum Backen

Literatur

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