Arbeitstreffen zu Anbau und Verarbeitung alter Kulturpflanzen

Seit 2015 finden jeweils im Herbst Arbeitstreffen über Landesgrenzen hinweg zur Erhaltung alter Getreidearten und –sorten in Brandenburg statt. Die gemeinsame Veranstaltungsreihe Brandenburger Fachämter (LfU u. LELF) mit VERN soll Interessenten aus Anbau, Verarbeitung, Wissenschaft und Verwaltung zum Thema vernetzen. Der Erfahrungsaustausch wird dokumentiert und veröffentlicht. Bisher wurden 4 Treffen durchgeführt. Diese werden inhaltlich durch Feldtage und weitere Angebote landwirtschaftlicher Fachverwaltungen in Bayern und Nordrhein-Westfalen begleitet.

17-18.10.2018 Raben, Besucherzentrums des Naturparks Hoher Fläming

Beitrag Rudolf Vögel, LfU und VERN

On-farm-Erhaltung pflanzengenetischer Ressourcen. Ergebnisse und Erfahrungen aus 2018


In dem Vortrag wurden die Ergebnisse und Erfahrungen aus verschiedenen Sortenversuchen und dem Vermehrungsanbau wiedergegeben. In den Landesökosortenversuchen der LfL Bayern wurde für die Jahre 2016 bis 2018 der Champagnerroggen im Anbauvergleich mit aufgenommen. Dabei erzielte der Champagnerroggen 73% der höchsten Ertragssorte (Hybridroggen). Zu den Populationssorten ist kaum ein sichtbarer Minderertrag erkennbar. Hybridroggensorten sind in den letzten zehn Jahren stark zunehmend, da unter guten Bedingungen diese wesentlich ertragreicher sein können. Die Standort- und Witterungsabhängigkeit zeigte sich besonders 2018, alte Sorten waren häufig. Bei den alten Sorten ist jedoch nicht nur der Kornertrag als Ertragskomponente ausschlaggebend. Die Ertragsaufteilung ist im Vorfruchtwert, der Strohleistung und dem Kornertrag zu sehen. Die Anbauwahl zu alten Sorten sollte daher mehrdimensional (betriebliche Strohverwertung, besserer Vorfruchtwert durch hohe Wurzelleistung) erfolgen.
Ein Kleinbackversuch mit verschiedenen Roggensorten unter Durchführung des IGV, Institut für Getreideverarbeitung Potsdam-Rehbrücke GmbH, weist für die alten Roggensorten 2018 ein sehr gutes bis gutes Backverhalten nach. Geprüft wurden:
Petkuser Kurzstroh (Domäne Dahlem, Berlin)
Champagnerroggen (Landhof Thiessen): geschätzt wegen verlässlicher Ertragsstabilität
Mecklenburger Marienroggen (HNE-VS Wilmersdorf): früher Brandts Marienroggen, genetischer Ursprung in südschwedischen Roggenherkünften (früher gestauchte Ähre, heute weniger gestaucht). In der Vorkriegszeit und bis ca. 1960 sehr gängig Sorte. Diese ist nicht so langstrohig wie Champagnerroggen. 2018 guter Ertrag bei später Dünnsaat: 3,6 t/ha, hervorragende Unkrautunterdrückung, kein Lager und gut druschfähig

Im ZALF Müncheberg wurde ein Versuch zum Sortenvergleich von Winterweizensorten (alte Herkünfte im Vergleich zu modernen) mit Schwerpunkt auf der Prüfung von Allergenen, die zu Unverträglichkeiten führen können, durchgeführt. Dabei zeigte sich, dass die geprüften alten Sorten 2018:
• mäßig bis gar nicht auf erhöhte N-Düngung reagierten: eine höhere Stickstoffgabe erzielte keinen höheren Ertrag
• unter Trockenbedingungen wesentlich länger grün bleiben als moderne Sorten (wesentlich „arbeitsfähiger“), einen durchschnittlichen Ertragsabstand von etwa 20% zu modernen Sorten aufweisen, einzelne alte Sorten können jedoch mit modernen Sorten mithalten
• eine tendenziell höhere Strohleistung besitzen
Auf den Lehr- und Versuchsflächen der HNE Eberswalde auf Gut Wilmersdorf wurden verschiedene Winterweizen (16 Herkünfte), Winterdinkel und Emmer (10 Herkünfte) zum Prüf- und Vermehrungsanbau kultiviert. Dabei hat sich gezeigt, dass die Winterweizen:
• Ertragsabstände zur Hofvergleichssorte (Tobias) von ca. 20% haben,
• eine vergleichbare Qualität haben, bei meist höheren Rohproteingehalten,
• einen hohen Strohertrag bringen und
• standhaft gegenüber extremer Sommertrockenheit waren. Des Weiteren hat sich gezeigt, dass die Winterdinkel:
• teilweise höhere Erträge zur Hofvergleichssorte Zollernspelz aufweisen. Netzwerksintern ist aus den Anbauversuchen die Bereitstellung/ Abgabe von 50- 70 kg Saatgut je Sorte möglich.
Für die Verarbeitung alter Getreidesorten zu Malz arbeitet der VERN e.V. zum einen mit der Firma Rhön Malz GmbH zusammen. Des Weiteren gibt es eine Zusammenarbeit über weitere Brennereien zur Spirituosenherstellung sowie eine Anfrage eines Startups zur Herstellung von Haferdrinks.

Anschlussdiskussion zum Beitrag:

Frage: Findet eine Abgabe des Saatgutes nur an Mitglieder statt?
Ja, die Abgabe alter Sorten durch den VERN findet nur an Mitglieder statt, da saatgutrechtlich kein Verkauf möglich ist. Mitgliedsbetriebe können sich netzwerksintern auch austauschen, jedoch sollten Qualitätsprobleme aufgrund von Verunreinigungen bedacht werden.
Problemidentifikation durch VERN: Mitglieder oft nur Anbauer, Verarbeiter sind schwer für eine Mitgliedschaft zu gewinnen (diese sind nicht wie Anbauer darauf angewiesen). Die letzten Jahre ist eine verstärkte Nachfrage aus der gesamten Wertschöpfungskette nach alten Sorten zu verzeichnen. Dies ist damit zu begründen, dass alte Sorten als „Nische“ entdeckt wurden.

Beitrag Josephine Lauterbach,HNE Eberswalde

Forschungsaktivitäten und Projekte zu alten Sorten an der HNE Eberswalde

Die Leitfrage zu der Forschungsaktivität ist: Wie können Konsumenten am Erhalt von Agrobiodiversität teilhaben? Diese Frage wurde zum einen durch eine qualitative Erhebung (Fokusgruppendiskussion) mit 17 nachhaltigkeitsaffinen Verbraucher*innen in Berlin nachgegangen. Das Problem dabei war jedoch, dass diese Erhebung nur eine kleine Stichprobengröße umfasst. Deshalb sollte ergänzend eine quantitative Erhebung durch einen Fragebogen über den BioCompany-Blog und die „Hopfenhelden“ Facebook-Seite durchgeführt werden. Die Ergebnisse aus der Fokusgruppendiskussion bezüglich der Assoziation von Konsumenten zu alten Getreidesorten sind:

• Geschmacksunterschied zu herkömmlichen Sorten, starke Verbindung mit Craftbier-Begriff

• Wunsch nach weiteren Informationen: Hintergründe, Herkunft etc.

• Bier muss nicht regional sein, hohes Regionalbewusstsein nur auf Reisen, dabei dann die Regionalität der Brauerei wichtig, Rohstoffherkunft untergeordnet

• „öko“ nicht stark beachtet, ABER bei Begriff „historisch“ Gleichsetzung mit „bio“ (starke Erwartungshaltung, diese Begriffe seien gleichzusetzen),

• Vermarktungsempfehlungen: historische Sorten interessant, Vorstellung der Brauerei (individuelleres Image möglich).

Anschlussdiskussion zum Beitrag:

Frage: Wie sah die Versuchsanordnung bzw. das Layout der Gruppendiskussion aus?

Als Leitfaden für den Moderator diente ein strukturierter Fragebogen, der Anfang der Diskussion wurde durch eine Einstiegsfrage eingeleitet. Die anschließende Diskussion jedoch war ein Selbstläufer ohne konkrete Fragen.

Offene Diskussion zum Thema:

Anbau, Verarbeitung, Vermarktung alter Getreidesorten

Frage: Wie steht der VERN e.V. zu Regionalsaatgut mit standortgebundenem Verbreitungsradius (z.B. Bamberger Hörnchen)?

Regionalitätsbegrenzung ist problematisch, wenn Anbau und Verwertung dadurch eingeschränkt werden, wie z.B. beim Teltower Rübchen. Die Region muss dann auch in der Lage sein, eine Sorte/ Kultur zu erhalten und erfolgreich zu vermarkten. Des Weiteren wurde Saatgut schon immer getauscht und gehandelt: wie weit geht man zurück, um Regionalität festzulegen? Die Historie des Champagnerroggens ist beispielhaft, aus Russland, Frankreich und Belgien sind Literaturquellen über den Champagnerroggen vorhanden. Eine gewisse Regionalitätsbegrenzung kann bei Landsorten diskutiert werden, da sich diese durch Selektion und Anpassung in einer bestimmten Region etabliert haben und eventuell in anderen Regionen nicht die gleichen Ertragsmöglichkeiten erbringen bzw. gar kein Anbau möglich ist.

Frage: Was wäre an Malzinhaltsstoffen interessant, dass man sich vielleicht auch mit „zickigeren“ alten Sorten beschäftigt?

Das ILU Institut für Lebensmittel- und Umweltforschung e. V. arbeitet noch nicht mit alten Sorten aber es werden speziell Polyphenole als Fänger freier Radikale für Hautkosmetik untersucht. Des Weiteren sollen den Fragen: Wie können Malzreststoffe verwertet werden? Welche Wertschöpfung ist möglich? nachgegangen werden. A

Frage: Wie entwickelt sich die Vermarktung alter Getreideprodukte?

Das Beispiel Champagnerroggen ist sowohl wegen des Namens, aber vor allem wegen seines Geschmacks gefragt. Dazu gesellen sich eine erhöhte Haltbarkeit des Endproduktes und durch erhöhte Inhaltsstoffgehalte auch ein stärkeres Geschmackserlebnis. Zusätzlich anzuführen ist der „Nostalgieeffekt“ für ältere Generationen, da Qualität und Geschmack eher sind „wie früher“. Verkaufswege und Vermarktung gestalten sich je Betrieb, Produkt und Region sehr unterschiedlich, Beispiele sind: direkte Partnerschaft Landwirt-Bäcker, Direktvermarktung; Abnehmer können auch Restaurants oder Nudelmanufakturen sein. Um das Produkt den Leuten weiter ans Herz zu legen, müssen allerdings weitere Vermarktungsstrategien erstellt werden. Das Handwerk als Marketingkonzept scheint vielversprechend, der Industriebezug ist dahingegen schwer vorstellbar.

Frage: Welche Mengen müssen für die Mühle denn sein?

Die Direktvermarktung zwischen Bäcker und Landwirt scheint keinen Sinn zu machen, Mühlen sind durchaus sinnvoll bis unverzichtbar. Theoretische Mindestvermahlmenge für kleine Mühlen ist 1⁄2 Tonne, tendenziell lieber mehr (der Erfahrung nach sind etwa 5 t das Minimum), andernfalls besteht die Gefahr des „Verlierens im (Mühl-) System“. Ein weiteres Problem ist die gesonderte Lagerung und Prozessierung der verschiedenen Sorten und Herkünfte. Dies ist logistisch sehr komplex bzw. für die Mühlen in der Praxis nicht umsetzbar.

Verköstigung Bad Belziger Bürgerbräu

Nach einem regen Gruppenaustausch zum Anbau, zu Verarbeitungs- und Vermarktungswegen sowie –möglichkeiten alter Getreidesorten wurden die Gespräche im Einzelnen bei einem gemeinsamen Essen und der Verköstigung des „Bad Belziger Bürgerbräu“ Bieres weiter vertieft.

Beitrag Dr. B. Hackauf, JKI Groß Lüsewitz

On-farm-Erhaltung von Fremdbefruchtern am Beispiel alter ausgewählterRoggensorten

Das JKI betreibt Züchtungsforschung mit dem Ziel, Getreidesorten marktfähig zu machen. Besonderer Schwerpunkt ist der Roggen. Bis Mitte des 19. Jahrhundert wurde keine planmäßige Züchtung durchgeführt. Ab Mitte des 19. Jahrhundert wurden erste Versuche zur Steigerung der Erträge angelegt. Im Vergleich zu Kornertragsentwicklung von Weizen und Gerste hinkten Roggenertragszuwächse hinterher, begründet vor allem durch die Bestäubungsbiologie des Roggen (als einziges Getreide fremdbefruchtend). Zu Beginn waren nur Landsorten vorhanden, erste Ertragsversuche an Landsorten geschahen ab 1848:

• Massenauslese durch W. Rimpau („Schlanstedter Roggen”)

• Anfang 20. Jh. Familienauslese auf Einzelpflanzen-Basis der Nachkommenschaften durch Ferdinand von Lochow („Petkuser Winterroggen“), der in Folge praktisch alle anderen Roggensorten, auch Champagnerroggen aus dem Anbau nahezu verdrängte.

• bis Mitte des 20. Jh. war Roggen die dominierende Getreideart in Deutschland, später durch Weizen abgelöst (Weizen war als Selbstbefruchter durch Züchtung erfolgreicher und schneller bearbeitbar)

• dadurch erfolgte eine Verschiebung der Anbaukonzentration des Roggens auf die nördliche Hälfte Deutschlands (vorwiegend leichtere Standorte), damit verbunden war auch eine Verringerung der Kulturartenvielfalt Derzeit folgt das JKI dem Ansatz: „Wie schaffen wir es, Roggen als Pufferkultur für schwere Jahre zu erhalten?“:

• Schutz der genetischen Ressourcen einerseits durch ex-situ Erhalt (hohe Akzessionszahl, kostengünstig, leicht zugänglich, systematisch und sicher, zentral dokumentierbar),

• ergänzend dazu In-situ-/ on-farm- Erhalt (Vorteile: Akzessionsbeurteilung unter Praxisbedingungen, größere Saatgutmengen möglich, aber vor allem: standortbezogene genetische Weiterentwicklung: Selektion (bei Erhaltung natürlich ohne aktiven Eingriff) Migration (Genfluss, vor allem bei Roggen; Was wollen wir? Wollen wir den Status- Quo oder eine milde Weiterentwicklung?), Mutation (je Gen ca. 1:1.000.000, nicht aufhaltbar), Drift (zufällige Veränderung von Allelfrequenzen in kleinen Populationen)

Als Fremdbefruchter besitzt Roggen als pflanzengenetische Ressource Modelcharakter. Die Sortenzulassung von Populationen gestaltet sich als interessant und schwierig, durch hohe Heterogenität sind Populationen in sich teils unterschiedlicher als Populationen untereinander.

Anschlussdiskussion zum Beitrag

Frage: Gibt es den Versuch von Theodor Roemer auch in die andere Richtung (Messung der Einkreuzung in den außenliegenden Feldern)?

Nicht bekannt.

Frage: Ist der „Urfingerabdruck“ des Champagnerroggens aus Jaegers Zeiten noch verfügbar?

Nein, jedoch liegt hierzu ein Muster aus der Genbank vor (gleiches Muster, mit dem der VERN e.V. angefangen hat, den Champagnerroggen zu kultivieren).

Beitrag Dr. Klaus Fleissner, LfL Bayern

Aufbau einer bäuerlichen Erhaltung historischer Sorten und Beitrag der bayr. Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL)

Im Zuge der Biodiversitätsstrategie hat das Land Bayern ein Projekt zur Erhaltung historischer Sorten initiiert. Dabei werden alte bayrische Sorten mittels der Sichtung historischer landwirtschaftlicher Quellen/ Ressourcen seit drei Jahren aufgearbeitet (anhand der geografischen Bezeichnung und/ oder des Züchternamens erfolgte eingangs die Suche und Erfassung von über 700 Akzessionen zu 23 Kulturarten aus der IPK Gatersleben). Der Verlust an pflanzengenetischer Vielfalt ist bedingt durch den Verlust an Züchtern und ihrem Zuchtmaterial, früher und auch nach wie vor verschwinden Land-/ und Hofsorten. In den letzten 70 Jahren haben 46 Züchter ihre Aktivität eingestellt. Dies ist insofern kritisch zu bewerten, weil bereits in der Ausgangssituation der Pflanzenzucht, der Domestikation aus Wildpopulationen eine Einschränkung der genetischen Vielfalt vorgenommen wurde, welche sich durch das Wegfallen unpublizierter Zuchtstämme, Land- und Hofsorten noch verstärkt. Ohne wiederkehrende Auffrischung werden so auch die Genpools der vorhandenen domestizierten Populationen immer kleiner.

Das Sichtungsvorgehen ergab, dass es teilweise mehrere Akzessionen unter gleichem Namen gibt. Diese werden geprüft und davon Sortensteckbriefe erstellt. Die nächsten Schritte werden ein Anbau in Kleinparzellen, die Vermehrung aussichtsreicher Sorten, die weitere Öffentlichkeitsarbeit und ein Treffen in interdisziplinären Arbeitsgruppen sein.

Probeverkostung von verschiedenen Brotsorten

Insgesamt wurden vier verschiedene Brotsorten von den Brandenburger Bäckereien aus Norddeutschem Champagnerroggen, Mecklenburger Marienroggen und Galizischem Grannenweizen, sowie von Oberlausitzer Bäckern mit Champagnerroggen und Pommerschem Dickkopfweizen probiert.

Beitrag Norbert Näther, LELF

Durchführung des Brandenburger KULAP-Programms „genetischer Ressourcen“ 2018

Das KULAP Programm ist aktuell in der 3. Förderperiode. Im Jahr 2018 gab es dabei 27 Antragssteller. Die Zahl der Antragsteller hat sich damit im Vergleich zu 2014 (elf Antragssteller) mehr als verdoppelt. Auch die Flächen- und die Sortenanzahl haben in den letzten Jahren zugenommen, wobei nur ein geringer Anstieg der Fruchtarten zu verzeichnen ist. Eine Hauptaufgabe des LELF ist dabei die Besichtigungspflicht bzw. Kontrolle der Flächen. Als Ergebnis konnte dabei ein hoher qualitativer Unterschied der Bestände verzeichnet werden. Dabei wurde beobachtet, dass vor allem Betriebe mit einer hohen Sortenvielfalt oft keine gute Qualität der Bestände vorweisen können. Auch ist der Faktor professioneller Anbau gegenüber Hobbyanbau ausschlaggebend für die Qualität.

Beitrag Gesche Kamprad, VERN e.V.

Durchführung des Brandenburger MSL-Projektes

Seit Juni diesen Jahres ist Gesche Kamprad im Rahmen des MSL-Projektes im VERN aktiv und für die Vernetzung der landwirtschaftlichen Betriebe sowie der Informations- und Kontaktaufbereitung für einzelbetriebliche Vermarktung- und Verarbeitungsmöglichkeiten verantwortlich. Daraus sollen dann später Handlungsschritte für eine Umsetzung zur Sicherung der vorhandenen Erhaltungszucht erarbeitet werden. Erste Ergebnisse aus dem Projekt sind:

• Die Bestände alter Sorten standen dieses Jahr wesentlich besser als die moderner Sorten

• Schwierigkeiten der Betriebe: entsprechende Aufbereitungstechnik, Reinheit der Bestände (Verweis auf Norbert Näther: Homogenität einer Sorte muss eingehalten werden!)

• Vermarktung alter Sorten gelingt teils gut, teils schlecht- die Abnehmersituation gestaltet sich heterogen Das Konzept für die Zukunft sollte eine Verbesserung der Saatgutqualität durch Auswahlbetriebe beinhalten. Zusätzlich muss eine Netzwerkstärkung durch Austausch von Wissen und über Technik, beispielsweise mittels Workshops, sowie eine stärkere Erschließung des verarbeitenden Sektors erfolgen.

Anschlussdiskussion zum Beitrag

Wunsch eines Müllers: Er habe Interesse an alten Sorten, auch an der Verarbeitung in geringen Mengen, sei sich jedoch unsicher, ob er dies auch ökonomisch leisten könne. Daher die Frage, ob es in dem Projekt möglich sei, dies zu analysieren (Erfassung realer Ausgangssituation und Berechnung, ab wann es ökonomisch rentabel wird)?

Die Naturland Markt GmbH bemüht sich erfolgreich beim Braugerstenanbau (Imperial- und Frankengerste) und in Zusammenarbeit mit überregionalen Mühlen und Bäckereien.

Beitrag Eva Lehmann, BR-V.

Erhaltung und Nutzung alter Getreidesorten (Backwaren, Bier und Spirituosen) im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft

Seit 2007 werden im Biosphärenreservat alte Getreidesorten ökologisch und konventionell angebaut. Dabei soll die Vielfalt in Landwirtschaft und Ernährung sowie die Herstellung gesunder Regionalprodukte gefördert werden. Dabei ist im UNESCO-Programm die Nutzung von Biosphärenreservaten zur in-situ Erhaltung geregelt. Derzeit werden folgende Sorten angebaut:

Alter Pommerscher Dickkopf (Winterweizen)

• Jägers Norddeutscher Champagnerroggen

• Heines Goldthorpe (Braugerste)

Dr. Francks Grannenabwerfende Imperialgerste

Berkners schlesische Wintergerste

Heidegold (Hafer)

Erstmalig wird dieses Jahr auch Wintermohn angebaut.

Die Kulturen werden dabei von Bäckereien und Brauereien als Brot und Brötchen oder Biere weiterverarbeitet. Alle Produkte konnten in der Region sehr gut an den Mann gebracht werden. Die Vermarktungskonzepte funktionieren sehr gut – ein Best – Practice – Beispiel.


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